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Vorlesungsverzeichnis >> Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie (Phil) >>

  Populismus in Deutschland und Japan. Korpusbasierte Diskursanalysen klassischer und „sozialer“ Medien [Import]

Dozentinnen/Dozenten
Dr. Tim Griebel, Prof. Dr. Fabian Schäfer, Prof. Dr. Stefan Evert

Angaben
Hauptseminar
2 SWS, Anwesenheitspflicht, ECTS-Studium
für Anfänger geeignet, geeignet als Schlüsselqualifikation, Bachelor, Sprache Deutsch, Modul Pol 6 – Vertiefungsmodul (ECTS-Credits: 8) Im Bereich Schlüsselqualifikationen für Anfänger geeignet (ECTS-Credits: 4, Prüfungsnummer 40605; ECTS-Credits: 5 ECTS, Prüfungsnummer 40606), Master „freies Ergänzungsstudium (5 ECTS Prüfungsnummer 5874)
Zeit und Ort: Einzeltermine am 21.10.2019 16:15 - 17:45, 00.3 PSG; 15.11.2019 14:00 - 17:00, 05.054; 16.11.2019 10:00 - 14:00, 05.052; 6.12.2019 14:00 - 17:00, 05.054; 7.12.2019 10:00 - 14:00, 05.052; 10.1.2020 14:00 - 17:00, 05.054; 11.1.2020 10:00 - 14:00, 05.052

Voraussetzungen / Organisatorisches
Referat + Hausarbeit Die Anmeldung erfolgt über StudOn.

Inhalt

Populismus ist wie andere leere bzw. flotierende Signifkanten (Laclau 1997, S. 306), im sozialen Feld – wie etwa Demokratie oder Macht – ein essenziell umkämpfter Begriff, der unterschiedlich konnotiert wird. So wird Populismus idealtypisch entweder als Gefahr für die Demokratie (Rummens 2017) oder – zumindest in seiner linken Ausprägung – als emanzipatorische Kraft auf dem Weg zu einer demokratischeren Gesellschaft (Mouffe 2018) begreifen. Auch gibt es (dementsprechend) verschiedene, wenn auch sich überschneidende theoretische Zugänge, die Populismus entweder als politische Strategie, Kommunikationsstil, als ideelles Phänomen bzw. als „dünne Ideologie“ oder gar als Essenz des Politischen begreifen (Mudde und Kaltwasser 2017, S. 2-5) Das Seminar folgt einem ideellen bzw. diskursanalytischen Verständnis von Populismus und spürt Letzterem als Phänomen und Thema der Auseinandersetzung in klassischen und sozialen Medien mithilfe korpusbasierter Diskursanalysen im deutschen und japanischen Kontext nach. Als Thema wird Populismus meistens abwertend verwendet (Stavrakakis 2017, Bale et al. 2011). Als Phänomen zeichnet es sich nicht durch einen konkreten Inhalt, sondern durch spezielle „Logik der Artikulation“ (Laclau 2005), die in der Konstruktion eines Volkes, das als „Underdog“ in eine antagonistische Beziehung zu den Machthabenden gesetzt wird (Laclau 2005, Mudde und Kaltwasser 2017, S. 6). Diese prinzipielle Logik wird dann auf spezifische signifikante Andere als Machthabende – die politische Elite, die Oligarchie etc. – bezogen und mit Elementen „dicker“ Ideologien – wie Kommunismus, Nationalismus, Faschismus, etc.(Freeden et al. 2013) – und entsprechender Themenfelder und Argumentationsmuster (Wodak 2015) – wie Recht und Sicherheit oder Formen des Kulturessenzialismus (Griebel und Vollmann 2019), etc. – angereichert. Nicht nur aufgrund der Frage des Verhältnisses von Populismus und Demokratie im Allgemeinen, sondern auch wegen des Inhalts populistischer Argumentationsweisen und der von diesen ausgehenden Realitätskonstruktionen ist es auch aus normativer Sicht essenziell, die unterschiedlichen empirischen Formen des Populismus zu rekonstruieren und zu bewerten. Hierbei ist es wichtig, den Kontext populistischer Diskurse in den Blick zu nehmen, wobei gerade der ideelle bzw. diskursanalytische Zugang für komparative Analysen geeignet ist (Mudde und Rovira Kaltwasser 2018, Mudde und Rovira Kaltwasser 2013). Die Sensibilität für den Kontext betrifft hierbei sowohl die Gestalt der untersuchten Textgenre als auch den größeren sozio-kulturellen Kontext im Ländervergleich. Der unterschiedlichen Gestalt populistischer Diskurse wollen wir in klassischen und „sozialen“ Medien in Deutschland und Japan nachspüren. Gerade vor dem Hintergrund der zunehmenden „Mediatisierung“ (Mazzoleni 2014) politischer Prozesse ist die Betrachtung klassischer und „sozialer“ Medien zum Verständnis populistischer Diskurse zentral, da diese in Form eines „Medienpopulismus“ (Krämer 2014) trotz unterschiedlicher Funktionsweisen die Artikulationslogik und die Themen populistischer Diskurse transportieren (Moffitt 2019, Manucci 2017). Medien(theorien) sind aber hierbei immer im größeren sozio-kulturellen Kontext zu begreifen. Der Vergleich zwischen Deutschland und Japan schärft einerseits den Blick für Gemeinsamkeiten gerade bezüglich rechtspopulistischer Diskurse in zwei Ländern mit einem ähnlichen autoritaristischen Entwicklungspfad zur Moderne, der in den Faschismus und Militarismus führte, nach dem zweiten Weltkrieg aber in eine friedliche(re) und demokatische(re) Entwicklung mündete (Thompson 2010). Gleichzeitig hilft er auch, nicht nur den theoretischen Blick auf Medien im Allgemeinen und des Auftretens des Populismus in diesen im Speziellen „räumlich zu dezentrieren“ (Schäfer 2016, S. 2). So zeigt sich etwa mit Blick auf die das Phänomen des Populismus, dass dieses trotz des Vorhandenseins „funktionaler Äquivalente“ (Lie 2018), Japan zumindest in seiner westeuropäischen Prägung „verpasst“ (Lind 2018) hat. In Einklang mit einem diskursanalytischen Verständnis von Populismus greifen wir zu dessen Rekonstruktion in diesen unterschiedlichen Kontexten auf die Methode der korpusbasierten Diskursanalyse zurück (Baker et al. 2008). Diskursanalysen lassen sich im Allgemeinen als „Text in Kontext“-Analysen verstehen, die sich zwischen den Idealtypen der Beschreibung und der Kritik von Diskursen bewegen (Reisigl und Warnke 2013, S. 19). Im Seminar folgen wir den Gedanken kritischer Diskursanalysen, die sich dafür interessiert, wie Macht, Herrschaft und Ungleichheit in Texten innerhalb eines größeren sozialen Kontextes (re- und de-)konstruiert werden (Dijk 2001, S. 352, Reisigl 2013, S. 75-76). Bei der Analyse größerer Textkorpora zu populistischen Diskursen bietet sich die Verbindung von qualitativen Methoden der Diskursanalyse und von statistischen Verfahren der Korpuslinguistik an (Nikisianis et al. 2019). Computergestützte korpuslinguistische Methoden vermögen es, kulturelle Muster an der sprachlichen Oberfläche in Form von Schlüsselwörtern – das sind Wörter, die spezifisch für Korpora im Vergleich zu anderen Korpora sind (Gabrielatos 2018) – und Kollokationen – das sind Wörter, die überhäufig gemeinsam auftreten (Evert 2009) – aufzudecken. So können zum Beispiel Textsammlungen, die den Begriff Populismus bzw. ポピュリズム enthalten mit solchen, die es nicht tun, in den jeweiligen Sprachen verglichen werden oder dort die Konnotationen wichtiger populistischer Begrifflichkeiten wie „Volks“ bzw. vergleichbarer Begriffe im japanischen Diskurs, die noch zu identifizieren wären, rekonstruiert werden. Das Seminar ist als Forschungsseminar konzipiert, d.h. wir werden im Seminar diese Grundgendanken und die dazu gehörigen Arbeitsschritte der korpusbasierten Diskursanalyse gemeinsam weiterentwickeln. Durch die Zusammenarbeit von Japanologie, Korpuslinguistik und Politikwissenschaft zur Erforschung von Populismus will das Seminar so die kritische Medienkompetenz gegenüber populistischer Sprache (Ranieri 2016) in unterschiedlichen Kontexten schärfen und dabei auch Grundlagen interdisziplinären Arbeitens im Allgemeinen und einer „kritischen digitalen Sozialwissenschaft“ im Speziellen vermitteln. Zielgruppe des Seminars, das bis zu 25 Studierende aufnehmen kann, sind a) Studierende aus dem Bereich der Politikwissenschaft und der anderer beteiligten Disziplinen b) Studierende, die Schlüsselqualifikationen erwerben wollen.

Empfohlene Literatur

Baker, Paul, Costas Gabrielatos, Majid KhosraviNik, Michał Krzyżanowski, Tony McEnery, und Ruth Wodak. 2008. A Useful Methodological Synergy? Combining Critical Discourse Analysis and Corpus Linguistics to Examine Discourses of Refugees and Asylum Seekers in the UK Press. Discourse & Society 19 (3): 273-306. Bale, Tim, Stijn van Kessel, und Paul Taggart. 2011. Thrown around with abandon? Popular understandings of populism as conveyed by the print media: A UK case study. Acta Politica 46 (2): 111-131. Dijk, Teun A. van. 2001. Critical Discourse Analysis. In The Handbook of Discourse Analysis. Volume I, hrsg. D. Tannen, H. E. Hamilton, und D. Schiffrin, 352-371. Chichester; Malden: Wiley-Backwell. Evert, Stefan. 2009. Corpora and Collocations. In Corpus Linguistics. An International Handbook (Band 2), hrsg. A. Lüdeling, und M. Kytö, 1212-1248. Berlin; New York: Mouton de Gruyter. Gabrielatos, Costas. 2018. Keyness Analysis: Nature, Metrics and Techniques. In Corpus Approaches to Discourse: A Critical Review, hrsg. C. Taylor, und A. Marchi, 225-258. Abingdon/New York: Rotledge. Griebel, Tim, und Erik Vollmann. 2019. We can(’t) do this: A corpus-assisted critical discourse analysis of migration in Germany. Journal of Language and Politics Krämer, Benjamin. 2014. Media Populism: A Conceptual Clarification and Some Theses on its Effects. Communication Theory 24 (1): 42-60. Laclau, Ernesto. 1997. The Death and Resurrection of the Theory of Ideology. MLN 112 (3): 297-321. Laclau, Ernesto. 2005. Populism: What's in a Name? In Populism and the mirror of democracy, hrsg. F. Panizza, 32-49. London/New York: Verso. Lie, John. 2018. East Asian Exceptionalism to Western Populism and Migration Crisis. In The Oxford Handbook of Migration Crises, hrsg. C. Menjívar, M. Ruiz, und I. Ness, Oxford: Oxford University Press. Lind, Jennifer. 2018. Nationalist in a Liberal Order: Why Populism Missed Japan. Asia-Pacific Review 25 (1): 52-74. Manucci, Luca. 2017. Populism and the Media. In The Oxford Handbook of Populism, hrsg. C. R. Kaltwasser, P. Taggart, P. O. Espejo, und P. Ostiguy, 487-488. Oxford: Oxford University Press. Mazzoleni, Gianpietro. 2014. Mediatization and Political Populism. In Mediatization of Politics: Understanding the Transformation of Western Democracies, hrsg. F. Esser, und J. Strömbäck, 42-56. London: Palgrave Macmillan. Moffitt, Benjamin. 2019. Populism and Media in Western Europe. In Routledge Handbook of Global Populism, hrsg. C. de la Torre, 235-248. London/New York: Routledge. Mouffe, Chantal. 2018. For a Left Populism. Verso Books. Mudde, Cas, und Cristóbal Rovira Kaltwasser. 2017. Populism: A very short introduction. New York: Oxford University Press. Mudde, Cas, und Cristóbal Rovira Kaltwasser. 2013. Exclusionary vs. Inclusionary Populism: Comparing Contemporary Europe and Latin America. Government and Opposition 48 (2): 147-174. Mudde, Cas, und Cristóbal Rovira Kaltwasser. 2018. Studying Populism in Comparative Perspective: Reflections on the Contemporary and Future Research Agenda. Comparative Political Studies 51 (13): 1667-1693. Nikisianis, Nikos, Thomas Siomos, Yannis Stavrakakis, Grigoris Markou, und Titika Dimitroulia. 2019. Populism Versus Anti-populism in the Greek Press: Post-Structuralist Discourse Theory Meets Corpus Linguistics. In Discourse, Culture and Organization: Inquiries into Relational Structures of Power, hrsg. T. Marttila, 267-295. Cham: Springer International Publishing. Reisigl, Martin. 2013. Critical Discourse Analysis. In The Oxford Handbook of Sociolinguistics, hrsg. R. Bayley, R. Cameron, und C. Lucas, 68-90. Oxford: Oxford University Press. Reisigl, Martin, und Ingo Warnke. 2013. Diskurslinguisitik im Spannungfeld von Deskription, Präskription und Kritik. Eine Einleitung. In Diskurslinguistik im Spannungsfeld von Deskription und Kritik, hrsg. U. H. Meinhof, M. Reisigl, und I. Warnke, 7-35. Berlin: Akademie Verlag. Rummens, Stefan. 2017. Populism ias a Threat to Liberal Democracy. In The Oxford Handbook of Populism, hrsg. C. R. Kaltwasser, P. Taggart, P. O. Espejo, und P. Ostiguy, 554-570. Oxford: Oxford University Press. Schäfer, Fabian. 2016. Medium als Vermittlung: Medien und Medientheorie in Japan. Wiesbaden: Springer Fachmedien. Stavrakakis, Yannis. 2017. How did ‘populism’ become a pejorative concept? And why is this important today? A genealogy of double hermeneutics. POPULISMUS Working Papers No. 6l. http://www.populismus.gr/wp-content/uploads/2017/04/stavrakakis-populismus-wp-6-upload.pdf. Zugegriffen: 09.09.2019 Thompson, Mark R. 2010. Japan’s ‘German Path’ and Pacific Asia’s ‘Flying Geese’. Asian Journal of Social Science 38 693-711. Wodak, Ruth. 2015. The Politics of Fear: What Right-Wing Populist Discourses Mean. London: SAGE.

ECTS-Informationen:
Title:
Populism in classical and “social” media. A corpus assisted discourse analysis

Zusätzliche Informationen
Erwartete Teilnehmerzahl: 20, Maximale Teilnehmerzahl: 25
www: https://www.studon.fau.de/crs2617421_join.html
Für diese Lehrveranstaltung ist eine Anmeldung erforderlich.
Die Anmeldung erfolgt über: StudOn

Institution: Interdisziplinäres Zentrum Digitale Geistes- und Sozialwissenschaften
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