UnivIS
Informationssystem der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg © Config eG 
FAU Logo
  Sammlung/Stundenplan    Modulbelegung Home  |  Rechtliches  |  Kontakt  |  Hilfe    
Suche:      Semester:   
 Lehr-
veranstaltungen
   Personen/
Einrichtungen
   Räume   Forschungs-
bericht
   Publi-
kationen
   Internat.
Kontakte
   Examens-
arbeiten
   Telefon &
E-Mail
 
 
 Darstellung
 
Druckansicht

 
 
 Außerdem im UnivIS
 
Vorlesungs- und Modulverzeichnis nach Studiengängen

Vorlesungsverzeichnis

 
 
Veranstaltungskalender

Stellenangebote

Möbel-/Rechnerbörse

 
 
Einrichtungen >> Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie (Phil) >> Department Geschichte >> Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte mit dem Schwerpunkt der Geschichte Osteuropas (Prof. Dr. Obertreis) >>

  UE "Russlanddeutsche in Zentralasien im 20. Jahrhundert: freiwillige und erzwungene Migration, Minderheitenstatus und Mehrheitsgesellschaft" (UE)

Dozentinnen/Dozenten
Prof. Dr. Julia Obertreis, Viktor Krieger

Angaben
Übung
2 SWS, ECTS-Studium, ECTS-Credits: 4
LAEW, LAFV, LAFN, Master, Bachelor, Sprache Deutsch, Die Veranstaltung wird online stattfinden. Informationen zu Werdegang und Publikationen von Dr. Viktor Krieger unter: https://bkdr.de/kulturzentrum/team/dr-viktor-krieger/
Zeit und Ort: Mi 16:00 - 18:00, Raum n.V.; Bemerkung zu Zeit und Ort: Die Veranstaltung wird voraussichtlich online stattfinden.

Inhalt
Unter Zentralasien (ZA) wird hier die Region verstanden, die fünf ehemalige Sowjetrepubliken und heute souveräne Staaten umfasst: Kasachstan, Kirgisien, Tadschikistan, Turkmenistan, und Usbekistan. Dieses Gebiet wurde seit Beginn des 18. Jahrhunderts im Zuge jahrzehntelanger Eroberungs-, aber auch z.T. Eingliederungspolitik bis Ende des 19. Jahrhunderts ins Russische Reich inkorporiert. Russländische Untertanen bzw. Bürger deutscher Herkunft tauchten in der Region im Zuge ihrer Eroberung und Befriedung als Militärpersonal, Administratoren, Fachkräfte verschiedener Art oder als Unternehmer verstärkt seit Mitte des 19. Jh. auf. Unter die ständig wachsende Zahl russischer und ukrainischer Siedler in den asiatischen Steppengebieten und in wesentlich geringerem Maße in Turkestan kamen seit den 1880er Jahren verstärkt auch die unter Landmangel, Überbevölkerung und Missernten leidenden Schwarzmeer- und Wolgadeutschen hinzu. Weitaus größere Menschenströme verursachte der deutsch-sowjetische Krieg und die seit August 1941 einsetzenden Zwangsdeportationen der Sowjetbürger deutscher Herkunft aus dem europäischen Teil des Landes nach Kasachstan und Sibirien (in die übrigen Teile von ZA kam es zu keiner Zwangsansiedlung). Die Deportierten wurden seit Anfang 1942 umfassend zur Zwangsarbeit herangezogen und vornehmlich im Ural, aber auch etwa in Karaganda/Kasachstan und Kusbass/Kemerowo in Sibirien zur Kohleförderung eingesetzt. Bis Ende 1955 befanden sich die Betroffenen als Sondersiedler unter dem restriktiven Kommandanturregime des Innenministeriums NKWD bzw. MWD. Seit der Aufhebung der Sonderkommandantur Anfang 1956 während der Entstalinisierung und angesichts des Verbots, in die Heimatorte zurückkehren zu dürfen, begann eine – diesmal überwiegend freiwillige – Wanderungsbewegung vom Norden und Osten, aus den Stätten der Zwangsarbeit und Pflichtansiedlung, in die südlichen Regionen, nach Kirgisien, Usbekistan oder Südkasachstan. Die Großregion ZA beherbergte letztlich mehr als die Hälfte (55,7%) der 1989 registrierten 2,4 Mio. „Sowjetbürger deutscher Nationalität“, so im Amtsjargon der damaligen Zeit. Seit Ende der 1980er Jahre verließen mehr als 80% der Deutschen ihre zentralasiatischen Wohn- und Geburtsorte Richtung Bundesrepublik: Stichworte dabei sind (Spät)Aussiedleraufnahme und Kriegsfolgenschicksal. In wesentlich geringerem Maße verzeichnete man eine Übersiedlung in die Russländische Föderation. Einige der Fragestellungen, die uns in dieser Übung beschäftigen werden: Wie verliefen die Beziehungen im Alltagsleben mit den Nachbarvölkern slawischen und turk-iranischen Ursprungs? Wie groß war das Ausmaß und welche Ausdrucksformen nahmen die konformen und nonkonformen gesellschaftlichen Aktivitäten der deutschen Minderheit im Vergleich zu den politisch dominierenden Russen, ZA-Titularnationalitäten und zu anderen ethnischen Gemeinschaften (Ukrainer, Koreaner, Uiguren, Dunganen, Polen, Turk-Mescheten, Tschetschenen, Aserbeidschaner, Griechen, Kurden, Tataren u.a.)? Welche Faktoren beeinflussten den Verlust der nationalen Sprache und Kultur, die Anpassung an die oder gar die Übernahme der dominierenden russischen und zum Teil auch der kasachischen/kirgisischen etc. kulturellen Muster? Wie gestaltete sich die schulische und berufliche Bildung, wie sah es mit der höheren Bildung an Fachoberschulen (Technika), Hochschulen (Instituten) und Universitäten vor 1941, während der Kriegs- und Sondersiedlungszeit und nach 1955 im Vergleich zu anderen Nationalitäten aus? Welche Selbst- und Fremdbilder entstanden in der Verbannung? Welchen Stellenwert besitzen die historischen Erfahrungen der Deportation, Lagerhaft, Zwangsarbeit und Sondersiedlung im Stalinismus für die russlanddeutsche, für die russische, kasachische oder auch für die bundesdeutsche und letztendlich, für die europäische Erinnerungskultur?

ECTS-Informationen:
Credits: 4

Zusätzliche Informationen
Erwartete Teilnehmerzahl: 18, Maximale Teilnehmerzahl: 18
Für diese Lehrveranstaltung ist eine Anmeldung erforderlich.
Die Anmeldung erfolgt über: StudOn

UnivIS ist ein Produkt der Config eG, Buckenhof