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  Politik und Religion in Ostasien

Dozent/in
Prof. Dr. Howard Loewen

Angaben
Proseminar
2 SWS, Sprache Deutsch
Zeit und Ort: Mi 14:15 - 15:45, 00.14 PSG

Inhalt
Die Durchdringung des Politischen durch religiöse Normativität ist in vielen Ländern keine gesellschaftliche Randerscheinung mehr, sondern ist seit Mitte der 2000er zu einem signifikanten Faktor in der Diskussion um politische Ordnung avanciert. Eine grundlegende Prämisse diese Seminars lautet, dass der Einfluss religiöser Normen sich auf den drei Ebenen des Politischen (polity, politics und policy) manifestiert und somit gemessen werden kann. Vor diesem Hintergrund soll in diesem Proseminar der Nexus zwischen Religion und Politik in ausgewählten Staaten Ostasien (Burma, China, Indonesien, Japan, Malaysia, Philippinen, Thailand und Vietnam) analysiert werden. Sucht man nach entsprechenden Mustern und Varianzen dieses Zusammenhangs in den entsprechenden politischen Systemen, so fällt erstens auf, dass es keinen belastbaren Zusammenhang zwischen dem politischen Regimetypus und einer „religiösen Durchdringungsrate“ gibt. Zweitens wird deutlich, dass Religion in unterschiedlicher Art und Weise von den politischen Regimen als Legitimationsgrundlage genutzt wird und dass sie sich in den politischen Strukturen (polity), Prozessen (politics) und Ergebnissen (policy) der jeweiligen Länder unterschiedlich ausdifferenzieren. So ist beispielsweise für zwei demokratische Systeme, Indonesien und die Philippinen, eine relativ hohe Durchdringung ihrer politischen Prozesse durch religiöse Organisationen auffällig, die dort als pressure groups wirken: In Indonesien wurden Gruppen wie der ICMI und NU durch den Staat kooptiert, islamistische Parteien machen dort nur 30 Prozent der gegenwärtigen Parteienlandschaft aus. Auf den Philippinen wirkt vor allem die katholische Kirche als politischer Akteur, die sogar Einfluss auf den Regimewechsel im Jahre 1986 und Gesetzgebungsprozesse beispielsweise in Fragen der Geburtenkontrolle ausübt. Einen ähnlich hohen Einfluss auf die politics ihres Landes haben in semi-demokratischen Ländern nur die islamistische PAS in Malaysia, deren Druck auf die Regierung zu einer schleichenden „Islamisierung von oben“ geführt hat, und die buddhistische Patriotic Association of Myanmar auf eine die Muslime diskriminierende Gesetzgebung. Auch im semi-demokratischen Thailand lässt sich anhand des Einflusses des „Supreme Sangha Councils“ die Wirkung buddhistischer Normen und Interessen auf alle Ebenen des Politischen Systems nachweisen. Der Einfluss religiöser Normen findet im autoritär regierten China aufgrund des fehlenden politischen Prozesses lediglich auf der polity-Ebene und nur schwach auf der Ergebnisebene des Politischen statt: So betonte die KP Chinas im Jahre 2007, dass das Prinzip konfuzianischer Harmonie der ideologischer Schirm sei, unter dem redistributive Wohlfahrtsprogramme vorzunehmen seien. In Vietnam wurde ähnlich wie in China eine Kooptation religiöser Normen durch den Staat durchgeführt: Während die als zu kritisch eingestufte Buddhistische Kirche kaum im öffentlichen Leben Vietnams auftaucht, propagiert der Staat die Revitalisierung und Pflege von „ungefährlichen“ zumeist animistischen Religionssystemen und ihrer Rituale (i.e. Verehrung der „Lady of the Realm“ in Südvietnam). Im demokratischen Japan manifestierte sich religiöse Normativität u.a. in einem Bündnis der dominierenden LDP-Partei und verschiedenen konservativen bzw. religiösen Gruppierung wie der Association of Shinto Shrines zur Nationalisierung des Managements des umstrittenen Yasukuni Schreins. Die entsprechenden Besuche des Schreins, beispielsweise durch den ehemaligen Premierminister Koizumi, haben zu erheblichen außenpolitischen Verstimmungen zwischen Japan und China bzw. Südkorea geführt. Außenpolitische Wirkungen religiöser Normativität lassen sich überdies in entsprechenden Politiken Malaysias und Indonesiens in der Einschätzung globaler Sicherheit, der Zusammenarbeit mit islamischen Ländern und den USA sowie der grundsätzlichen kritischen Haltung gegenüber Israel erkennen. Dieser kursorische Überblick macht deutlich, dass sich das Religiöse in Ostasien auf verschiedenen Ebenen des Politischen manifestiert, und zwar unabhängig vom jeweiligen Regimetypus. Wie genau diese Manifestationen aussehen und wie man ihre Varianzen erklären kann, ist nur über eine ausdifferenzierte, vergleichende Analyse möglich und soll deshalb im Mittelpunkt dieses Seminars stehen.

Empfohlene Literatur
Cheng, Tun-Jen/Brown, Deborah (2006), Religious Organizations and Democratization. Case Studies from Comtemporary Asia, New York/London; Cho, Il Hyun and Katzenstein, Peter J. (2011), In the service of state and nation. Religion in East Asia. In: Synder, Jack. Religion and International Relations Theory. New York, S. 168-199, hier: S. 176.

Zusätzliche Informationen
Für diese Lehrveranstaltung ist eine Anmeldung erforderlich.
Die Anmeldung erfolgt über: persönlich beim Dozenten

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