Psychologische Aspekte der Zeitarbeit Psychologische Aspekte der Zeitarbeit:
Knapp 300.000 Personen sind nach Angaben des Bundesamtes für Statistik mittlerweile bei "Zeitarbeitsfirmen" beschäftigt. Zeitarbeit stellt ein atypisches Beschäftigungsverhältnis dar, innerhalb dessen die Arbeitnehmer bei einem Zeitarbeitsunternehmen angestellt sind, ihre Arbeit jedoch in verschiedenen Einsatzunternehmen ableisten.
Zeitarbeit wird eher als Notlösung oder Übergangsphase gesehen und die Übernahme durch ein Einsatzunternehmen stellt das Hauptmotiv der Zeitarbeitnehmer in Deutschland dar. Etwa ein Drittel aller Zeitarbeitnehmer wird tatsächlich vom Einsatzunternehmen übernommen. Von psychologischer Seite ist bisher jedoch nicht geklärt, welchen Beitrag individuelle Strategien oder Persönlichkeitsmerkmale sowie organisationale Strategien zur beruflichen Integration und dem Wohlbefinden der Zeitarbeitnehmer leisten.
Zeitarbeitnehmer stehen unter einem hohen Anpassungsdruck, da sie sich immer wieder auf die jeweiligen Organisationsstrukturen, die Kollegen und Vorgesetzten sowie auf die spezifischen Arbeitstätigkeiten im Einsatzunternehmen einstellen müssen. Daher stellt sich die Frage, welche Auswirkungen dies auf ihr Wohlbefinden sowie ihre Karriereentwicklung hat.
Seit 1999 läuft am Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozialpsychologie eine Längsschnittstudie mit drei Messzeitpunkten an 155 Zeitarbeitnehmer/innen, die im kaufmännischen Bereich eingesetzt werden. Diese wurden zu Beginn ihrer Tätigkeit als Zeitarbeitnehmer/innen, 6 Monate später und nach 14 Monaten mittels Fragebogen befragt.
Erfasst wurden sowohl Persönlichkeitsmerkmale, Arbeitsplatzmerkmale sowie Erfahrungen mit den Einsatzorganisationen und den Zeitarbeitsunternehmen.
Erste Auswertungen weisen darauf hin, dass die Übernahme (t2) nicht durch das Humankapital der Zeitarbeitnehmer erklärt werden kann. Stattdessen sind interpersonale Adaptionsstrategien, wie Networking und eine aktive Informationssuche entscheidend. Hinsichtlich psychosomatischer Beschwerden (t1, t2) stellt es sich als ungünstig heraus, Misserfolge selbstreflexiv zu verarbeiten. Außerdem zeigte sich, dass die psychosomatischen Beschwerden der Zeitarbeitnehmer, die entgegen ihres Wunsches nicht übernommen worden waren, sich über die Zeit verschlechtert hatten.
Umfassende Ergebnisse über alle drei Messzeitpunkte sind im August (2002) zu erwarten.
Das Projekt wird in Kooperation zwischen dem Lehrstuhl für Psychologie und dem Sozialwissenschaftlichen Forschungszentrum durchgeführt. | Projektleitung: Prof. Dr. Klaus Moser
Beteiligte: Dr. Nathalie Galais
Stichwörter: Zeitarbeit, atypische Beschäftigung, Anpassung
Laufzeit: 1.10.1999 - 1.10.2002
Förderer: Fritz Thyssen Stiftung
Mitwirkende Institutionen: Sozialwissenschaftliches Forschungszentrum (SFZ)
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