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Die stalinistische Konstruktion des Juden: Politik und Literatur in Rußland 1929-1953

Den Juden gibt es nicht. Jede Gesellschaft hat ihren Juden. Sie konstruiert ihn im Diskurs. Literatur als eine Form des Diskurses ist an der Konstruktion des Juden beteiligt. In ästhetischen Bildern entwirft sie ein Modell des Juden und seines sozialen Seins. Vom Bewusstsein des Lesers übernommen, „organisiert“ es seine Wahrnehmung des Juden und prägt seine Einstellung zu ihm. Als kollektives, gesellschaftliches Phänomen wird die literarische Konstruktion des Juden zum sozialen Faktum, wie sie gleichzeitig selbst durch den herrschenden Diskurs reglementiert wird.
Das geplante Projekt, an das sich eine Dissertation seiner Bearbeiterin anschließt, gilt der literarischen Konstruktion des Juden in der russischen Gesellschaft der 30er bis 50er Jahre. Sein Ziel ist es, die Entstehung, Entwicklung und Wirkung dieser Konstruktion im ideologischen, politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Kontext der Stalinzeit zu untersuchen und dabei jene Verbindungen offenzulegen, die zwischen der Ideologie, der Nationalitäten- und Judenpolitik, der Konstruktion des Juden in der sowjetischen Literatur und den gesellschaftlichen Einstellungen und Prägungen, Kollektiverfahrungen und Lebenswelten bestanden.
Das Erkenntnisziel dieses Projektes beschränkt sich somit nicht auf die literarische Konstruktion des Juden. Seinen Rahmen bilden die großen Fragen der Stalinismusforschung. Es stellt ihre politik-, sozial-, mentalitäts- und kulturgeschichtlichen Erklärungen zur Diskussion, fragt nach ihrem historischen Erkenntniswert; mit dem Blick auf den sowjetischen Literaturbetrieb - auf die Vorgaben der Politik, auf die Mittel und Möglichkeiten ihrer Durchsetzung (mit Hilfe der Zensur), auf den Schriftsteller und seine Produktion sowie auf die Erwartungen und Reaktionen der Leser - greift sie in die Auseinandersetzung um die Erklärung des Stalinismus „von oben“ oder „von unten“ ein. Die Parallelen zur Diskussion um das nationalsozialistische Herrschaftssystem liegen auf der Hand und sollen nach Möglichkeit einbezogen werden.
Die angesprochenen Probleme und Fragen sollen in folgenden fünf Schritten angegangen werden. Die Untersuchung skizziert zunächst (erstens) mit dem Blick auf Partei- und Staatsführung den allgemeinen ideologischen und politischen Rahmen, in dem die literarische Produktion der Judenbilder stattfindet. Sie wendet sich danach (zweitens) dem sowjetischen Literaturbetrieb mit dem Zensurapparat als integralem Bestandteil zu und setzt sich mit dem Beitrag seiner Institutionen zur Konstruktion des Juden auseinander. Anschließend werden (drittens) mit den Schriftstellern und ihren Werken im Mittelpunkt die literarischen Judenbilder vorgestellt und analysiert. Sie fragt sodann (viertens) nach der Rolle der sowjetischen Leser, inwieweit ihre Erwartungen in die literarische Konstruktion des Juden einflossen. Schließlich (fünftens) wird die Distribution der literarischen Judenbilder in der Gesellschaft und ihre Rezeption durch sowjetische Leser zur Diskussion gestellt.
Die Untersuchung stützt sich vornehmlich auf historische Dokumente aus Archivfonds der Staats- und Parteiinstitutionen, die auf die Produktion, Distribution und Rezeption der Literatur in der UdSSR unter Stalin Einfluss nahmen (das Zentralkomitee der Partei, das Volkskommissariat für Bildungswesen, Glavlit, der Verband der sowjetischen Schriftsteller [SSP]), sowie aus Privatfonds von Schriftstellern, die zu jüdischen Themen schrieben (Babel’, Bagrickij, Bezymenskij, Égart, Gecht, Grossman, Kazakeviè, Mindlin, Rojzman, Svetlov, Utkin etc.). Sie verwendet ebenso literarische Texte der Autoren jüdischer und russischer Herkunft, Briefe sowjetischer Leser an Instanzen der literarischen Produktion, Publikationen der Fachpresse dieser Zeit etc.
Projektleitung:
Prof. Dr. Helmut Altrichter, Emeritus, Prof. Dr. Elisabeth von Erdmann

Beteiligte:
Lilia Antipow, M.A.

Laufzeit: 1.1.2000 - 31.3.2002

Förderer:
Volkswagen-Stiftung, Hannover

Kontakt:
Antipow, Lilia
Telefon 09131/8523326, E-Mail: lilia.antipow@gmx.net
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