Projekt

Zum Deutschen in Brasilien wurde seit der grundlegenden Arbeit von Fausel aus dem Jahr 1959 immer mal wieder unter verschiedenen Aspekten geschrieben, zum Deutschunterricht (Horst Burmeister 1996), zur Dialektmischung (Ferreira und Cardoso 1994), zum Sprachenkontakt (Pichl 1983), zum Sprachenvergleich (Almeida 1997), auch zum Deutschen in einzelnen Provinzen, vor allem in der südlichsten Provinz Rio Grande do Sul (etwa Koch 1974). Dabei geht es zumeist um die Auflistung von Interferenzerscheinungen auf den Ebenen der Phonologie, Morphologie und Syntax und um Wortmischungen, der augenfälligsten Erscheinung von Sprachenkontakt.
Interessanter erscheinen mir soziokulturelle Fragestellungen, die noch kaum untersucht sind. Dabei ginge es um die Frage nach den heutigen Sprechern, nach dem Generationenunterschied, nach den Domänen, in denen Deutsch bzw. Brasilianisch gesprochen wird, nach der Rolle und der Qualität des Sprachunterrichts, nach dem Verhältnis deutscher Restdialekte und Hochdeutsch, nach dem heutigen Einfluß des Englischen, nach dem Einfluß zunehmender deutscher Industrieansiedlungen etc. Die Stadt Sao Bento do Sul bietet sich dafür als Untersuchungsobjekt an, denn hier lebt noch immer eine geschlossene Kolonie ehemaliger deutscher Einwanderer mit einem sehr ausgeprägten deutschen Sozialleben (Vereine, Schützenfeste, Kapellen, Tanzveranstaltungen). Die Universität Univille hat dort eine Dependance, ein Forschungsprojekt fällt also in das Kooperationsabkommen zwischen der FAU und Univille. Außerdem bestehen hier viele persönliche Kontakte, ohne die eine derartige Arbeit kaum möglich wäre.